Wer am Kuhschwanz hängt der geht nicht unter (Waltraud Högner)
Mit welchen Stieren besame ich meine Kühe? Diese Frage muss sich jeder Milchviehhalter immer wieder stellen. Die Treuseligen vertrauen auf die Vorschläge ihrer Besamungsstation , andere auf die Zuchtwertlisten in den Landwirtschaftlichen Wochenblättern und deren Hochglanzbroschüren. Ganz Unbedarfte hören auf den Rat ihres Besamungstechnikers und die ganz "Wurschtigen" nehmen gleich einen Fleischrassestier und kaufen sich die fertige Jungkuh auf dem Zuchtviehmarkt. Wenn sie damit gut fahren ist mein Tipp - WEITERMACHEN!
Dieser Artikel richtet sich an die Braunviehzüchter die sich tiefere Gedanken machen oder mit den obigen Strategien nichts mehr anzufangen wissen.
Vorweg muss ich noch einige Dinge klarstellen die meine Definition einer guten Braunviehkuh betreffen. Eine gute Braunviehkuh muss aus meiner Sicht folgend Punkte erfüllen:
Ich wollte eigentlich eine ganze Reihe von Punkten aufzählen, aber Punkt 1 reicht absolut aus, weil er alle anderen automatisch mit einschließt. Mit einer Braunviehkuh die uralt wird und über viele Jahre eine wirtschaftliche Milchleistung erbringt, kann man zwei wesentliche Dinge erreichen: Erstens man kann Spaß haben und zweitens man kann Geld verdienen.
(Kurzer Gedankenfurz: Mit Holstein- und Fleckviehkühen kann man wahrscheinlich auch Geld verdienen, aber Spaß an der Sache sehe ich darin persönlich keinen. Man möge mir verzeihen!)
Wenn man also mit Braunvieh Spaß haben und Geld verdienen will sind einige Schlüsselqualitäten wichtig. Dazu zählen Nutzungsdauer und die Fähigkeit die Milchleistung von Jahr zu Jahr zu steigern. Nicht ganz außer Acht zu lassen sind dabei auch die Milchgehalte.
Nicht mehr?
Nein, denn eine Kuh die alt wird hat automatisch ein ordentliches Exterieur ohne gravierende Mängel. Sie wird eine akzeptable Milchleistung haben, denn sonst hätte man sie ja längst geschlachtet und sie wird in regelmäßigen Abständen trächtig werden. Das alles gilt natürlich auch für die Eutergesundheit, die Melkbarkeit das Melkverhalten und so weiter und so weiter. Ich schreibe bewusst "akzeptable" Milchleistung weil das bei einer langlebigen Kuh nicht unbedingt bedeuten muss, dass sie sich im ersten Kalb schon voll in die Seile hängt. Ich persönlich kann einer schicken Färse 24 Liter verzeihen, wenn ich verlässlich darauf hoffen kann, dass sie im 8 Kalb noch 30 Liter gibt. Hohe Einsatzleistungen sind eine tollte Sache, aber zu oft sind sie auch mit hohen Folgekosten verbunden die die Rechnung am Ende verfälschen. Weil Braunvieh an sich eine spätreife Rasse ist, die das Potential besitzt sich von Laktation zu Laktation überproportional zu steigern, muss die Nutzungsdauer besondere Beachtung finden.
Ohne Nutzungsdauer und Härte verliert das Braunvieh seine Berechtigung am Markt. Es kann nicht mit hohen Schlachtvieh- und Nutzkälberpreisen und auch nicht mit extremen Einsatzleistungen glänzen. Es muss problemlos alt werden, um sein Steigerungspotential voll ausspielen zu können. Das ist eigentlich eine ganz einfache Sache. Unser modernes Zuchtwertsystem arbeitet aber seit Jahrzehnten gegen diese einfache Logik an, das ist das Problem.
Sie glauben mir nicht? Es gibt einen einfachen Trick um das zu belegen. Gehen sie auf die Homepage der Rinderzucht Austria (Zuchtwert-Datenbank - Offizielle Webseite der RINDERZUCHT AUSTRIA) und Klicken sie auf Anwendung öffnen. Wählen sie jetzt die Rasse Brown Swiss im Menü. Klicken sie den blauen Button Zuchtwerte für die Feinselektion.
Fordern sie jetzt eine GZW Mindestsicherheit von 95 Prozent. Das ist wichtig denn der Nutzungsdauerzuchtwert ist erst im hohen Sicherheitsbereich wirklich vertrauenswürdig. Das ist eigentlich logisch, denn nur nach einem gewissen Zeitraum kann wirklich anhand der echten Nutzungstagen errechnet werden ob ein Bulle die Nutzungsdauer seiner Töchter positiv oder negativ beeinflusst. Davor wird nur geschätzt, gerechnet, gehofft und vermutet.
Also, fordern sie nun in der Feinselektion bei 95 Prozent GZW-Sicherheit für Nutzungsdauer mindestens 106 und weil Inhaltsstoffe nicht ganz unwichtig sind, bei Fett% mind. -0,10 und bei Eiweißprozent mind. -0,10.
Nutzungsdauer 106 ist nicht gerade anspruchsvoll und bei Fett und Eiweiß akzeptieren wir sogar negativ vererbende Bullen, wir schließen nur die "Magermilchbullen" aus.
Wenn sie nun "Suchen" drücken durchforsten sie das gesamte Braunviehsystem mit mehreren 1000 Kandidaten nach Bullen die diese Anforderungen erfüllen.
Aktuell erscheinen nun auf 2 Seiten insgesamt 82 Stiere. Interessant ist auf Seite 1 finden sie kaum Bullen die im Euter, der Persistenz und in der Fruchtbarkeit unter 100 sind. Das zeigt dass diese Merkmale auch im hohen Sicherheitsbereich eng mit der Nutzungsdauer korrelieren.
In der an dieser Stelle besprochenen ZAR-List der Zuchtwertschätzung August 2024 erscheinen bei dieser selektiven Suchanfrage Braunviehlegenden wie Raymo, Etpat, Vigor, Improver, Briladman und Norvicson. Es erscheinen bekannte Spitzenbullen wie Dynamite, Huvic, Paul, Pat-ET, Denpro, Joschka, Jucator, Prohuvo, Jufast, Nofak. Das beweist schon einmal, dass die Vorselektion nicht ganz falsch gewesen sein kann.
Interessant ist wer in dieser Liste nicht erscheint. Stark eingesetzte Bullenväter wie Vinos, Jolt, Gordon, Jetway, Vinbrei, Huray, ACE, Nesta, Brost und viele andere auf die man stark gewettet hat sucht man vergebens. Ich will damit nicht sagen dass das zu ihrer Zeit schlechte Bullen waren, aber die Nutzungsdauer der Rasse haben sie nicht nachhaltig verbessert.
Soweit so gut. Uns interessiert aber die Gegenwart. Welche Bullen innerhalb der Suchanfrage, sind zum heutigen Zeitpunkt verfügbar? Um das zu erfahren setzen wir in der Suchleiste bei Verfügbarkeit den Haken ins Kästchen "frei/eingeschränkt".
Die List die jetzt erscheint umfasst 26 Bullen. Davon sind einige die zwar noch unter verfügbar geführt sind, aber wohl eher als Karteileichen einzustufen sind. ZAR ist hier nicht immer ganz aktuell. Ich denke nicht dass z.B. Sperma von Pat-ET noch im Umlauf ist. Wenn ja, gebt mir bitte Bescheid!
Verfügbar ist Amorie der Listenführer. Er schafft es zu so hoher Sicherheit, aufgrund hoher Töchterzahlen in der 1. Laktation. Töchter in der 3. Laktation hat er noch nicht. Mit Fruchtbarkeit 90 und einer eher lockeren Voreutersaufhängung setzt ich mal vorsichtig ein Fragezeichen. Ähnlich verhält es sich bei Ajax der mit Eutertiefe 88 daherkommt.
In der Liste finden sich aber echte "Altbullen" die ihre Fähigkeiten mit Töchtern in der 3. Laktation unter Beweis gestellt haben dazu zählen Hebron, Hapat, Verdi, Dorian, Julau, Visor PS, Anselm, James.
Verdi habe ich vor einiger Zeit negativ beschrieben, das war ein Fehler. Die Verdi-Töchter scheinen zähe Zeitgenossinnen zu sein, mit super Gehalten , guter Eutergesundheit und bester Fruchtbarkeit.
Visor PS hält sich tapfer und bis auf die negative MBK muss man eigentlich wenig aufpassen.
Julau ist aus meiner sich einer der komplettesten Bullen die es überhaupt in der Braunviehzucht gibt. Setzt diesen Bullen ein solange es ihn noch gibt.
Hapat hat zwar keine tolle lineare Beschreibung aber wer 12 Jahre nach seinem Debüt und unzähligen Abschreibungen sich immer noch auf diesem Niveau hält kann kein schlechter Bulle sein. Seine Fruchtbarkeit ist überragend und die Gehalte sind absolute Spitze.
Nicht auf der Liste zu finden ist Simbaboy. Er erreicht auf deutschem Niveau nur eine ND von 102. In der Schweiz zählt er mit 3.000 Töchtern (ND 112) allerdings zu den Spitzenstieren in diesem wichtigen Fitnessmerkmal. Er ist einer der besten Fruchtbarkeitsvererber der Schweiz und hält sich ebenfalls sein Jahren stabil. Mit einem seltenen Triple-A Code von 345 ist er allein schon deswegen eine Bereicherung für die Braunviehzucht. Nutzt diesen Bullen solange es ihn noch gibt!
Wem Fitness wichtig ist und wer auf Milchmenge nicht verzichten will dem empfehle ich keine Mindestanforderungen bei Fett und Eiweiß in der oben beschriebenen Suchleiste einzugeben.
Automatisch erscheinen dann zusätzlich interessante Bullen wie Husold, Canyon, Sinatra, Harrison, Huvi, Puck und Hacker auf der Liste.
Grundsätzlich kann man mit der Liste spielen wie es einem gefällt. Jeder kann für sich entscheiden was ihm wichtig ist und wo er seine Schwerpunkte setzen möchte. Klar sollte aber sein, dass die Nutzungsdauer im hohen Sicherheitsbereich ein extrem aussagekräftiger Parameter für eine gesunde, unkomplizierte und langlebige Kuh ist.
Übrigens der schöne Bulle oben auf dem Bild heißt Sinnvoll. Er wurde von mir gezüchtet und ist bei Göppel-Genetik erhältlich. Wir melken mittlerweile schon einige Töchter von ihm und setzen ihn aktuell immer noch ein. Wer spätreife, robuste Kühe mit guten Eutern und Beinen sucht ist mit ihm sicherlich nicht schlecht beraten. Sein Vater Sinn war ein Deckbulle aus einer 100.000 Liter Etpat. Dessen Vater Sinus, war ebenfalls ein eigener Stier. Unten im Bild seine Mutter Yvonne . Ganz unten seine Großmutter Etpat Nette mit 100.000 kg. Aktuell steht sie in der 14. Laktation.
Das Bild nebenan habe ich kürzlich in der Zeitschrift einer bekannten deutschen Besamungsstation gefunden. Als Bildquelle steht unter der Zeichnung aAa Weeks, es geht also um das Triple-A Bewertungssystem.
Ich möchte darauf nicht näher eingehen, mir ist aber beim betrachten der Zeichnung sofort eine Kuh eingefallen, die vor fast 100 Jahren in den USA geboren wurde -Jane of Vernon!
Jane steht auch 96 Jahre nach ihrer Geburt für ein zentrales Merkmal - Balance. Nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu dick nicht zu dünn, nicht zu schmal, nicht zu breit - einfach perfekt!
Im Jahr 2018 habe ich Simbaboy an dieser Stelle schon einmal einen Bericht gewidmet. Heute vier Jahre später möchte ich diesen Ausnahmebullen noch einmal in Erinnerung rufen. Warum ist das wichtig? Simbaboy wurde am 18.06.2012 geboren. Seinen ersten Zuchtwert erhielt er im August 2014. Auf deutscher Basis errechnete Grub damals einen GZW von 116. Trotz einer Basisanpassung von minus 12,2 Punkten steht Simbaboy heute bei GZW 120!!!!
Simbaboy wurde also auf deutsch-österreichischer Basis massiv unterschätzt und entsprechend schwach eingesetzt. Obwohl international 1.227 Töchter in Milch registriert sind fließen in Deutschland und Österreich bisher erst siebzig 100-Tageleistungen in seinen Zuchtwert mit ein. Chancen als Bullenvater erhielt er selbst in seinem Heimatland der Schweiz kaum. Trotzdem ist seine Ausbeute beeindruckend. Seine Söhne Bunin, Turayo und Morillo schafften in der Schweiz den Sprung in den Wiedereinsatz. Eine Erfolgsquote von 100 Prozent!!!!
Für mich ist Simbaboy trotz seines hohen Alters aktuell immer noch einer der besten töchtergeprüften Bullen der internationalen Braunviehzucht und wer ihn noch nicht eingesetzt hat sollte an dieser Stelle nachdenklich werden.
Stärken
Simbaboy bringt ausreichend Milch und hohes Eiweiß mit A2A2 und Beta-Casein BB. Sein Fettgehalt ist auf deutscher Basis negativ (-0,11%) und auf CH Basis leicht positiv (+0,04%). Da kann sich jetzt jeder selber aussuchen was er glaubt. In der Schweiz wo die große Masse seiner Töchter steht notiert er 114 für Nutzungsdauer, 117 für Töchterfruchtbarkeit, 106 für Zellzahl, 108 für Persistenz und 107 für Temperament. Seine Töchter sind mittelrahmig (102) mit ausreichend Breit und einer guten Bemuskelung. Die Sprunggelenkswinkelung ist laut dem deutschen Beschrieb gewinkelt (123). Nach allem was ich bisher gesehen habe macht Simbaboy sicherlich keine Säbelbeine, aber er kann tendenziell zu steile Hinterbeine korrigieren. Mit einem aAa Code von 345 ist er im großen Pool der 2-er Bullen ein willkommene Bereicherung beim Braunvieh.
Jetzt oder nie!
Ich weiß nicht wie groß der Vorrat an Simbaboy-Sperma noch ist, aber wer auf hohe Zuchtwerte pfeift und wem Sicherheit wichtig ist, der sollte noch Sperma ordern. Simbaboy macht grundsolide Braunviehkühe mit Leistungspotential, Fitness und einem funktionalen Exterieur. Er hat eindeutig das Potential die Euter und den Eiweißgehalt nachhaltig zu verbessern. Ein wenig Augenmerk sollte man auf die langen Voreuter legen. Aus meiner Sicht sind die vielleicht einen Tick zu lang. Man muss beobachten ob diese in den Folgelaktationen halten. Ein weiterer kleiner Schwachpunkt, wenn es überhaupt einer ist (für mich nicht), ist die Tatsache dass er vereinzelt weiß gescheckte Tiere (Kopf, Bauch, Beine, Flanke) hinterlässt. Auf den Auktionen und bei der Stierkörung sehen die "Experten" das nicht gerne. Ich sage dazu: >>Da schaut die Milch schon durch!". In der Schweiz sind Blüem-Kühe übrigens Glücksbringer im Stall.
Mit welchen Bullen man seine Kühe besamt ist jedem selber überlassen. Über die Qualitäten der Listenführer wird viel geschrieben. Sie werden gelobt, überhöht, gepriesen und die meisten von ihnen verschwinden irgendwann in der Bedeutungslosigkeit. La Rainbow Dynamite war seine ganze Karriere über ein höchst umstrittener Bulle. Sein Gesamtzuchtwert war nie besonders hoch, sein Milchwert ließ zu wünschen übrig aber sein Exterieur war bemerkenswert. Als seine Töchter in Milch kamen ging die Milchmenge zurück und die Melkbarkeit fiel. Viele schrieben Dynamite ab!
Dem möchte ich nicht folgen und ich traue Dynamite noch so manche Überraschung zu.
Schwächen
Kommen wir zuerst zu seinen Schwächen. Ich sehe keine. Ja, seine MBK ist auf den ersten Blick schlecht, aber wir haben mittlerweile genug Kühe die zu gut melken sind und für die ist Dynamite wie geschaffen. Ja, seine Milchmengenvererbung ist negativ. Aber mal ehrlich, seine ganze Mutterlinie ist nicht mit Milchmengenvererbern gesegnet (Cadence x Durham x Supreme x Starbuck). Unser Rechenzentrum in Grub straft so etwas gnadenlos ab. Wo nichts ist, kann nichts sein! Und sonst? Ich sehe keine gravierenden Schwächen in seinem Zuchtwertprofil und Dynamite hat international immerhin schon über 1.330 Töchter in Milch.
Stärken
Dynamite ist einer der wenigen nachzuchtgeprüften "Vollamis" die es überhaupt noch gibt. Bis auf Durhams Mutter-Vater Vigor kommt er ohne Simon- bzw. President-Blut aus. Derzeit ist das selten! Dafür fließt über Supreme, Snickerdoodle und über seine Urgroßmutter Butterfly, Starbuck-Blut in seinen Adern. Das kann nicht schaden!
Dynamite vererbt solide Milchgehalte und sein Eiweiß ist mit A2A2 und Beta Casein BB hochwertig. Glaubt man seinem linearen Profil dann produziert Dynamit spätreife Kühe. Seine Töchter sind nicht übermäßig groß und fallen eher etwas leichter und schmäler aus. Die Euter sind extrem hoch aufgehängt und klein (Eutertiefe 132) dafür aber sehr drüsig und auffallend gut aufgehängt und beadert. Mal ehrlich, die deutsche Zucht kann solche Bullen doch aktuell sehr gut gebrauchen! Trotz seinem schlechten Milchzuchtwert und einer unbefriedigenden Melkbarkeit halten sich die Kühe bisher überdurchschnittlich lange auf den Betrieben (D 109, CH 110). Die Eutergesundheit ist hervorragend und Persistenz und Fruchtbarkeit bewegen sich auf neutralem Niveau.
Noch ein paar Sätze zum Exterieur seiner Töchter. Rangiert man die Zuchtwertlist der geprüften Braunviehbullen nach Euter, führt Dynamite die Liste mit einem Wert von 136 souverän an. Er liegt damit vor Größen wie Calvin, Phil, Lennox und Bender! Er vererbt trockene Gelenke, eine gute Oberlinie und eine gute Beckenlage.
All das deutet darauf hin dass sich die Dynamite-Töchter mit zunehmendem Alter zu starken, vielleicht sogar überragenden Kühen entwickeln könnten. Züchter die früh mit Dynamite gearbeitet haben, bestätigten mir das bereits. Wer die MBK im Auge hat und wem hohe Zuchtwerte nicht wichtig sind, der kann mit Dynamite wenig falsch machen.
Er ist aktuell einer der auffälligsten Braunviehbullen im Netz. Wohin man blickt überall bestechen seine Töchter im Schauring. Links im Bild sehen wir die frisch gekürte Champion-Kuh des Bündner Jubiläums Braunviehtags Calvin Calimera, von Paul und Simona Caduff. Auffällig ist auch, dass die Siegerkühe oft schon älter sind und mehrere Laktationen auf dem Konto haben. Kein Wunder, Calvin selbst ist bereits 2009 als einer von vielen Nesta-Söhnen geboren und ins Rennen gegangen. Mit 2680 Töchtern in Milch wurde er weniger stark eingesetzt als seien Halbbrüder Nescardo (4120 Tö) und Norwin (4685 Tö). Schaut man sich allerdings seine Zahlen an, so hat er sich mit der Zeit von diesen abgesetzt. Mit einer Gesamtnote von 127 ist er seinen Brüdern weit überlegen. Calvin ist aber nicht nur ein Schaubulle, er ist auf Schweizer Basis auch ein überragender Nutzungsdauervererber (120) und das ist im Vergleich zu seinen Kollegen Blooming und Biver eine erfreuliche Erscheinung. Erfreulich ist auch, dass er als Nesta-Sohn einen leicht positiven Fruchtbarkeitswert vorzuweisen hat. Calvin ist zwar auf den ersten Blick kein Leistungsvererber, wenn man aber mit Züchtern aus der Schweiz spricht, so bestätigen diese, dass sich die Calvin-Töchter von Jahr zu Jahr auffallend steigern. In Verbindung mit der hohen Nutzungsdauer lässt das aufhorchen! Calvin ist zwar negativ im Eiweiß, aber immerhin hat er Beta-Casein BB. Seine Töchter sind nicht übermäßig groß und trotz der Breite im Körperbau fein. Die meisten haben eine helle Fellfärbung. Beachten sollte man seinen leicht negativen Zellzahlwert der sich wohl von seiner schnellen Melkbarkeit ableiten lässt. Auf deutscher Basis hat Calvin einen positiven Zuchtwert für Persistenz.
Gutes Gesamtpaket
Calvin ist für mich seit Jahren ein Bulle der relativ viele positive Eigenschaften unter einen Hut bringt. Er macht nicht zu große Kühe mit viel Breite, guten Fundamenten und hervorragenden Eutern. Seine Töchter sind spätreif werden dafür aber alt. Dies schafft er in Verbindung mit einer soliden Persistenz und einer akzeptablen Fruchtbarkeit. Es gibt aktuell nicht viele nachzuchtgeprüfte Vererber die so viel auf einmal können wie Calvin!
La Rainbow Butterfly Dynamite sorgte während seiner bisherigen Karriere für ausreichend Diskussionsstoff. Als genomischer Jungstier notierte er hohe Zahlen für Exterieur und Fitness, bei unterdurchschnittlicher Milchmengenvererbung. Dennoch wurde er in Deutschland stark beworben. Die Unzufriedenheit mit dem heimischen Bullenangebot spielte Dynamite dabei zusätzlich in die Karten. Sein Pedigree ist mit Cadence x Durham x Supreme x Starbuck nicht unbedingt ein Leckerbissen. Cadence hat über die Jahre vor allem im Bereich Nutzungsdauer und Persistenz Federn lassen müssen, Durham ist mit Melkbarkeit 83, Nutzungsdauer 91 und Fruchtbarkeit 83 eine Niete und Supreme war ein Exterieurbulle aus Snickerdoodle der seine Fans auch nicht in Freudenstürme versetzte. Wenn Dynamite also ein Qualitätsstier werden sollte, dann muss es über die mütterliche Seite laufen. Seine Ur-Großmutter Starbuck Butterfly war eine der stärksten Starbuck-Töchter in den USA. Ihre Mutter Morocco Country-Girl und ihre Tante Morocco Fancy-Girl waren ebenfalls berühmte Schaugrößen. Von seiner Mutter Delight weiß man eigentlich nicht viel. In ZAR findet sich ihre 1. Laktation mit 7.766 kg Milch bei extrem hohen Fett- und Eiweißgehalten ausgewiesen. Delight ist mit EX 91 beschrieben und hat im Euter 92 Punkte erhalten.
Dynamite hat vor allem dank seiner guten Kälber und Jungrinder viele Freunde gefunden. Sehr ausbalancierte, gesunde und robuste Tiere mit guten Beinen, ordentlich Stärke und nicht übergroß. Im April flossen in seinen Zuchtwert 65 Töchter ein. In den USA notiert er bisher ein relativ deutliches Minus in der Milch, bei positiven Gehalten. Die Größe ist durchschnittlich und die Tiere sind nicht scharf. Dies deckt sich mit dem Bild der Kälber und Jungrinder in Deutschland. Die Fundamente sind gut und die Euter mit +1,21 dem vernehmen nach speziell. Nur die Zitzenlänge ist zu beachten (sehr kurz).
Ein Fragezeichen steht noch hinter der MBK. Cadence ist hier zwar positiv aber man hört auch immer wieder von unruhigen Tieren mit schlechter MBK: Mutter-Vater Durham ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor.
In Deutschland kalben seit einigen Wochen die ersten Dynamite-Töchter ab. Vielleicht reicht es im August schon für eine Nachzuchtprüfung mit offiziellen Zuchtwerten, die zeigen wohin die Reise geht - zumindest in der Melkbarkeit (der Rest wird sich eh erst in 2 bis 3 Jahren sicher bewerten lassen). Wenn er hier im Bereich von 94 bis 104 landet, denke ich dass er Potential für eine große Zukunft hat. Liegt er weit darunter, dann vergesst ganz schnell alles was ich an dieser Stelle geschrieben habe.
Ich bin in jedem Fall gespannt. Dynamite war ein genomische Jungbulle der trotz mittelmäßigem Gesamtzuchtwert relativ stark in der "Szene" eingesetzt wurde. Für die Braunviehzucht wäre es wichtig dass seine Töchter in den Ställen überzeugen können. Ich wünsche es ihm!
Am 16. November fand in Buchloe die Brown Swiss Bundesjungzüchterschau statt. Ich war als Zuschauer vor Ort. Ich wollte mir die junge deutsche Genetik, vorgeführt und selektiert von den Züchtern von morgen ansehen. 7 Jahre nach Einführung der genomischen Selektion hätte es ein Feuerwerk der Genomics werden müssen. Es kam dann doch wie erwartet anders!
Trotzdem es war ein netter, aufschlussreicher Abend, schreiben wollte ich darüber nichts. Heute habe ich mir die Besucherstatistik auf meinem Blog mal angesehen. Am Sonntag nach der Schau ging der Balken gewaltig nach oben, auch an diesem Sonntag wieder ein deutlicher Ausschlag. Da draußen scheint es wirklich Menschen zu geben die meine Meinung interessiert! Ich bin geflasht!!!!
Repairman heißt der Hosteinbulle einer kleinen niederländischen Besamungsstation (KI Samen). Er wird mit folgenden Worten beworben: >>Er passt am besten zu schmalen, hohen Kühen, die mehr Milch geben wollen als sie eigentlich verkraften<<. Auch Repairman hat mit 546 einen seltenen aAa-Code und sein Name passt sehr gut zu seinen Fähigkeiten. Für das englische Wort Repairman gibt es eigentlich keine direkte Übersetzung ins Deutsche. Den Repariermann gibt es schlicht und einfach nicht als Beruf. Im Wörterbuch findet man die Übersetzungen Mechaniker, Techniker, Schuster, Schlosser, trotzdem gefällt mir Repariermann besser. Ein Mann der kaputte Dinge repariert! Repariermänner sind in unserer Gesellschaft nicht sehr hoch gestellte und schon gar nicht besonders gut bezahlte Persönlichkeiten. Dennoch sind sie unverzichtbar und für jeden dem die Technik schon mal einen üblen Streich gespielt hat, Retter in der Not. Wir brauchen diese Jungs in ihren schmutzigen blauen Overalls um Dinge wieder hinzubiegen die verbogen sind! Auch in der Zucht sind Repariermänner wertvoll und einer der besonders wertvollen ist für mich Hacker. Er ist der Bulle mit dem schönen schweizer Zuchtwertdiagramm den ich auf der Seite von Selectstar gefunden habe und dessen Mutter Hucos Konni ich zufällig vor 8 Jahren auf der Weide in Eisenberg fotografierte.
Erst einmal vorweg, die Kuh auf dem Foto hat mit Simbaboy nichts zu tun. Es handelt sich hier um eine alte Hucos-Tochter welche ich vor einigen Tagen zufällig auf der Weide fotografiert habe. Sie hat gute Beine, sie ist fruchtbar, verfügt über ein gesundes Euter (das etwas besser sein könnte, gebe ich zu) und sie hat Lebenskraft. Alles Grundvoraussetzungen um lange auf einem Betrieb zu bleiben und den Bauer >>reich<< und glücklich zu machen! Hucos hat solche Kühe am Fließband produziert, ebenso in jüngerer Vergangenheit Etpat, Prejula und Vigor. Wenn man sich die Zuchtwertentwicklung von Simbaboy ansieht, könnte mit ihm ein würdiger Nachfolger auf der Bildfläche erschienen sein.
Dieses Foto von Hackers Mutter Konni veröffentlichte ich an dieser Stelle vor über drei Jahren unter der Überschrift >>Hacker - nicht von schlechten Eltern<<. Heute zählt Hacker für mich immer noch zu den besten Vererbern welche die Braunviehzucht zu bieten hat. Hacker ist ein Bulle mit extrem hoher Sicherheit, vielen Stärken und wenigen Schwächen. Mit ihm kann man relativ entspannt besamen und man wird, wenn man den Jungkühen ein wenig Zeit lässt, keine großen Enttäuschungen erleben. im Folgenden aus meiner Sicht einige Bullen die uns dabei helfen können unsere Herden nachhaltig zu verbessern.
Die Jungzüchterschau in Rückholz wurde von Johann Osel in der Süddeutschen Zeitung mit einem Kommentar bedacht (siehe nebenstehender Artikel). Interessant fand ich den unteren Absatz wo er auf die 22-jährige und gleichzeitig älteste Kuh Bayerns eingeht. Osel:>>Sie zählt 22 Lenze, Zuchtexperten rechnen das auf bis zu 110 Menschenjahre um<<.
Ich habe dann ein wenig zu rechnen begonnen. Das durchschnittliche Abgangsalter liegt in Deutschland bei ungefähr 5,4 Jahren, was einem auf die menschliche Lebenszeit umgerechneten Alter von 27 Jahren entspricht. Braunvieh liegt bei 6,5 Jahren und erreicht immerhin 32,5 Jahre im Schnitt. In Deutschland ist das Spitze! Dennoch es ist noch viel Luft nach oben! Das Renteneintrittsalter beim Menschen liegt bei 66 Jahren. Da fehlen also bei BV 33,5 Jahre oder 6,7 Kuhjahre. Zieht man die Aufzuchtphase (2,33 Jahre) ab, brächte eine Braunviehkuh also etwa 9 bis 11 Kälber (je nach ZKZ) damit sie mit 66 Jahren in Rente gehen kann. Von den möglichen, darauf folgenden 44 Jahren (8,8 Kuhjahre) in Rente auf einer grünen Bergwiese wollen wir gar nicht reden.
Die Ursache für dieses Defizit ist meiner Meinung nach die einseitige Zucht auf Frühreife und Hochleistung in Verbindung mit einer nicht wiederkäuergerechten Fütterung (viel KF, wenig Rohfaser). Körperlich verkraften unsere Kühe diesen Mix in der Masse nicht! Im Durchschnitt gehen sie lange vor der Zeit ab.
Nachhaltig ist das nicht! Es beschert darüber hinaus unseren Tieren Leid und kostet uns Bauern viel Geld.
Braunvieh als führende Nutzungsdauerrasse muss dies erkennen und die Nutzungsdauer im Fokus behalten. Die einseitige Zucht auf Frühreife (Größe) und hohe Einsatzleistungen ist hochgradig kontraproduktiv. In den Fokus gehören Merkmale wie Nutzungsdauer, Persistenz und Fruchtbarkeit. Die Einführung eines Zuchtwertes für Leistungssteigerung ist überfällig. Natürlich wirkt sich dies negativ auf die Verkürzung des Selektionsintervalls aus, sichere Informationen über die Leistungssteigerung der Töchter eines Bullen erhält man erst viele Jahre nach dem ersten PM. Aber Qualität braucht Zeit! Erfolgreiche Käsesorten erzielen nach Jahren der Lagerung im Käsekeller Kilopreise von über 20 Euro je Kilogramm, während wir Deutschen unseren Gummikäse im Jahr 2016 nach 3 Wochen für unter 3 Euro auf den Weltmärkten verramschten. Wer also erfolgreich auf Nutzungsdauer und Nachhaltigkeit züchten will, muss seine Zuchtstrategie ändern und den Bullen und Kühen Zeit zum Reifen geben! Wir brauchen eine Umkehr von immer schneller, immer mehr! Die ist am Ende auch wirtschaftlich interessant und beschert uns Kühe mit denen wir Geld verdienen und die uns lange Freude machen. Bis zum Rentenalter mit 66 Jahren!
Cadence ist wohl aktuell der heißeste töchtergeprüfte Bulle den die aktuelle Schätzung hervorbrachte. Mit über 100 Töchtern legte er im Zuchtwert deutlich zu und präsentiert sich als guter Allrounder. Mit der Töchterfolge Brookings x Wonderment x Pronto x Denmark ist er in Europa breit einsetzbar. Seine Kuhfamilie ist geht wie Bosephus und Bush auf die Prophet Bloom zurück. Ich selber werde Cadence gezielt auf meine kleinen Kühe einsetzen. Hier das US-Zuchtwertblatt und einige Bilder seiner Familie und seiner ersten Töchter.
Der Name La Rainbow Butterfly Dynamite ist in den vergangenen Tagen einige Male hier auf dem Blog gefallen. Hier wie versprochen ein kurzer Überblick über seine Familie.
zuechterblog.com soll keine One-Man-Show sein. Wer etwas Interessantes zu sagen hat und dies von allgemeinem Interesse ist, kann dies hier veröffentlichen. Heute hat uns ein Text von World Wide Sires Deutschland erreicht. Es geht darin um das erfolgreiche Brüderpaar Bosephus und Bush. Autorin des Berichts ist Mara Schwohnke (WWS).
Heute am Nationalfeiertag der Schweiz hatte der große Braunviehkenner und Braunviehwisser Willy Allemann Geburtstag, er wäre 65 Jahre alt geworden. Der Braunviehzucht hat er einen Schatz an Informationen über Bullen und deren Kuhfamilien hinterlassen. Sein guter Freund Christian Schild nahm dies zum Anlass und sendete mir den folgenden Blog-Artikel zu.
Zur Auflockerung mal wieder was in eigener Sache. Habe heute meinem jährigen Bullen das Arbeiten beigebracht. Nach drei hoffnungslosen Versuchen, haben jetzt zwei Flachen Rotwein ein Wunder bewirkt.
Die ausgesprochen gute Persistenz des Braunviehs ist im Rassevergleich meiner Meinung nach eine der größten Stärken.
Am Beispiel meiner Drittkalbskuh >>Kleine<< ist mir dies wieder bewusst geworden.
Kleine kalbte am 12.11.2014 und zickte in puncto Fruchtbarkeit 434 Tage herum. In dieser Zeit leistete sie 17.194 kg Milch und gibt aktuell immer noch 28.5 kg Milch. Mittlerweile ist sie 8 Wochen trächtig (Vater Alino) und wird hoffentlich im Oktober 2016 zum vierten Mal kalben. Wäre sie nicht so persistent, hätte sie wohl keine Chance mehr erhalten und wäre längst beim Schlachter.
Kleine ist übrigens ein 100 prozentiges Eigengewächs, sowohl ihr Vater als auch ihr Großvater waren eigene Deckstiere. Ihre Mutter war ein Linienzuchtprodukt auf meine Ibille-Familie. Vater Husvig war ein Sohn von Ibille, bei der Mutterlinie findet sich Ibille als Urgroßmutter (Emerald x Jetway x Vigate). >>Kleines<< vollständiges Pedigree lautet daher Eginell (Egiz x Siray x Pala (Pala war ein Sohn von Ibilles Halbschwester Julia)) x Husvig x Emerald x Jetway x Vigate.
Auf dem Foto sieht man es nicht so deutlich, Kleine ist eine kleine (WR 141) und enorm feine Kuh. Ich melke bereits eine tolle Wachau von ihr.
Um Brookings ist es nach der ersten Welle seiner Töchter in Europa erst einmal sehr ruhig geworden. Die mittelrahmigen Töchter zeigten nach dem Kalben nicht unbedingt die Stärken in Exterieur und Leistung die sich viele erhofft hatten. Mittlerweile feiert Brookings sein Comeback, denn in der 2. Laktation starten viele erst richtig durch. Brookings ist damit eher Denmark als Payoff und das ist gut so!
Also, nachdem ja bereits hier im Blog die Frage nach der Shottle aus Yerome gestellt wurde, lasse ich hiermit die ersten Informationen durchsickern. Ihr Name ist York!
Anibal x Sinai x President x Brost x Vinos x Zelad x Autsowik x NORVICUS
so lautet das fehlerfreie Pedigree des genomischen Jungvererbers Anselm. Anselms Mutter ist die Halbschwester des Top-Vererbers Harley. Besonders macht ihn aber die Tatsache, dass er frei von
Huray-Blut ist.
Hier das Portrait eines jungen Bullen mit Potential. (Das Foto zeigt Bounty 10 Tage nach der Kalbung mit leichtem Euterödem und damit nicht perfekt).
Die Vanpari-Nachzucht ist die Letzte von drei Nachzuchten die in Buchloe ausgestellt wurden und an dieser Stelle beschrieben wird. Wahrscheinlich war die Vanpari-Nachzucht die Ehrlichste von
allen Dreien. Die sechs ausgestellten Töchter haben nicht nur die Stärken ihres Vaters, sondern auch seine Schwächen widergespiegelt.
Vassli war wie Harley schon als genomischer Jungvererber ein Top-Seller. Mittlerweile hat er fast 300 Töchter in Milch. Sein Besitzer, die Rinderunion Baden-Württemberg
(RBW) präsentierte in Buchloe eine 6-köpfige Töchtersammlung.
Zu sehen bekamen die Besucher große, lange und kräftige Kühe mit viel Styl, einem feinen Knochenbau und Eutern die die Erwartungen übertrafen.
Husvig Yellow wurde hier im Blog vor einer Woche vorgestellt. Mittlerweile hat ihre Tochter Yerome (V. Etpat) zum 4. Mal gekalbt. Wie versprochen hier ein kurzer Portrait mit Bildern und
einem Video.
Anibal ist ein wunderschöner Bulle. Wer dieses Video ansieht, stellt aber fest dass er nicht ganz einfarbig braun ist. In alten Zeiten war dies ein Indiz für Milchleistung, hoffe dass die
Zuchtleitung das auch so sieht! ;)
Nach all der Theorie ist es heute endlich soweit, wir präsentieren eine kleine Kollektion der Bullen die sich auch unter biologischen Bedingungen hervorragend schlagen werden, aber natürlich auch
sonst in jedem Stall. Gelistet nach Zuchtwert-Sicherheit.
Bevor wir uns die Braunvieh-Bullen ansehen, welche eine solide >>Bio-Kuh<< züchten könnten, heute noch einige Überlegungen ob sich Braunvieh im Allgemeinen überhaupt noch als
Bio-Rasse definieren kann.
Bio-Lebensmittel erleben aktuell einen Boom. Viele Viehhalter spielen deshalb mit dem Gedanken ihre Milcherzeugung auf Bio
umzustellen. Doch die Hürden sind hoch! Uns als Züchter stellt sich die Frage, passt Hochleistungszucht und biologische Milcherzeugung überhaupt zusammen? Welche Voraussetzungen muss die Bio-Kuh
mitbringen?
100.000-Literkuh Vater Huvic Zü: Fischer Hubert (Gutenberg)
Hacker von der RBG Memmingen hält sich seit seinem Debüt wacker in der Leistungsspitze. An dieser Stelle möchte ich Euch das wohl einzige Foto seiner Mutter Konni vorstellen.
Zucht ist unserer Leidenschaft - schreiben unsere Passion.
Dieser Blog verbindet beides und hält Sie bei allen wichtigen züchterischen Fragen rund um die Braunviehzucht auf dem Laufenden.
Die meisten Zuchtzeitschriften können die Dinge nicht beim Namen nennen, weil sie am Tropf ihrer Anzeigenkunden hängen. Abhängige Journalisten sind, ein Übel dieser Zeit!
Wir versuchen es besser zu machen.
Wir freuen uns über Ihre Themenvorschläge, Anregungen und natürlich auch Ihre Kritik!
info@agrarschreiber.de
150.000 Euro und ein paar Zerquetschte wurden kürzlich auf einer Auktion für einen genomisch getesteten Bullen bezahlt. Als ich das gelesen hatte, kamen mir spontan mehrere Gedanken in den Sinn von "ja sind die denn total blöd" bis "ja sind die den total blöd". Dieses Urteil musste ich als kultivierter Zeitgenosse mit besten Kontakten zur Zuchtscene natürlich sofort refidieren und kann es auch an dieser Stelle nicht so stehen lassen.
Jede Besamungsstation ist ein Unternehmen, das Geld verdienen muss um am Markt bestehen zu können. Dafür benötigt es gute Produkte oder muss ein guter Dienstleister sein. Bis hierher kann das wohl jeder unterschreiben.
Das Produkt einer Besamungsstation ist ein Röhrchen mit einem flüssigen Inhalt namens Sperma. Den Spender hat sie selbst nicht gezüchtet, da sie in der Regel selbst keine Kühe besitzt. Im Prinzip sind die meisten Besamungsstationen Dienstleister für ihre Mitglieder.
Die Qualität des Produktes Sperma definiert sich eigentlich durch die Qualität der Nachkommen welche nach der Paarung mit einer oder mehreren Kühen entstehen. Gute Nachkommen, guter Bulle. Schlechte Nachkommen, schlechter Bulle! Eigentlich ganz einfach. Nun hat natürlich eine Besamungsstation das Problem dass sie beim Kauf des Bullen noch keine Nachkommen gesehen hat, weil er meist noch keine hat. Sie muss also auf Informationen zurückgreifen welch die Chancen auf gute Nachkommen erhöhen. Früher hat man sich dafür den Bullen angeschaut, die Mutter und die Familie dahinter. Dafür müssten die Käufer sich auf den Weg machen und im Stall nach Genetik wühlen. Der mit dem meisten Sachverstand und einer gehörigen Portion Glück hatte die besten Bullen. Offenbar wurde dieser Erfolg allerdings oft erst viele Jahre später wenn die Bauern mit den Töchtern des Bullen so zufrieden waren, dass sie noch mehr von ihm wollten. Nun begann sich die Investition welche vor langer Zeit getätigt wurde zu amortisieren und sogar Gewinn für das Unternehmen abzuwerfen. Gut für die Bauern die mit dem Bullen gearbeitet hatten, gut für die Besamungsstation die Sperma von ihm verkaufte. Alle waren glücklich!
Heute ist das Prinzip immer noch gleich, nur der Ablauf ist ein anderer. Eine Hand voll Menschen hat das Genom des Rindes entschlüsselt und nun meinte eine Hand voll anderer Menschen daraus die genetischen Qualitäten in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit eines Tieres schon kurz nach dessen Geburt per Blut oder Gewebeuntersuchung klar definieren zu können. Die genomische Selektion sollte die Zucht revolutionieren! Worauf mann früher viele Jahre warten musste konnte nun alle vier Wochen in wenigen Minuten untersucht und mit einem extrem schlauen Computerprogramm entwickelt von extrem schlauen bestens gekleideten und nicht nach Stall riechenden Leuten berechnet werden. Wohlgemerkt berechnet!!!!
Das führt nun dazu dass Leute die sich im Zahlenraum von 100 bis 160 sicher bewegen können auf Auktionen fahren und Bullen mit hohen genomischen Zahlen kaufen. Dabei ist positiv anzumerken, dass es gut ist wenn es für solch "gute" Tiere einen freien Markt überhaupt gibt. Die meisten Bauern in Deutschland werden von ihren eigens gegründeten und mittlerweile monopolistisch auftretenden Organisationen so geknebelt, dass dem Herrn Mundt vom Bundeskartellamt, wenn er darüber informiert wäre, längst das Kotzen hätte kommen müssen.
Zurück zu unserem freien Markt wo die Leute welche sich sicher im Zahlenraum von 100 bis 160 bewegen die "guten" Bullen mit den hohen Zahlen kaufen. Wenn als die hohe Zahl des genomischen Zuchtwerte die Qualität des Bullen definiert, dann entscheidet über den zukünftigen Besitz allein die Größe des Geldbeutels. Für mich als Braunviehzüchter, den genomische Zuchtwerte Null interessieren und der weder die Kuhfamilie kennt noch den Wunderbullen gesehen hat ist es schwer darüber zu Urteilen ob es Sinn macht für einen Bullen 150.000 Euro zu bezahlen. Was ich aber weiß ist das dass es schon genug Bullen in näherer Geschichte gegeben hat, die ihre genomischen Zuchtwerte bei weitem nicht bestätigt haben und massiv unterpunkteten. Ich denke das wissen auch die Käufer des Bullen, trotzdem kauften sie dieses rot-weiß gescheckte Individuum für ein kleines Vermögen. Warum nur?
Einige Antworten habe ich mir zusammengereimt:
1. Sie geben nicht ihr eigenes Geld dafür aus, sondern das der Bauern
2. Sie haften nicht dafür wenn der Kauf in die Hosen geht
3. Sie gehen weitblickend davon aus, dass innerhalb der nächsten 4 Jahre soviele Portionen Sperma ihres Wunderbullen verkauft werden, dass der Kauf amortisiert ist bevor die erste Tochter des Bullen überhaupt kalbt.
4. Sie rechnen dabei fest mit der Einfalt der Bauern, welche das alleinige Risiko bereitwillig tragen und gegebenenfalls auch hohe "Qualitätsaufschläge" in Kauf nehmen.
Daher sind sind die Käufer des Bullen und diejenigen die bis 150.000 Euro mitgesteigert haben keinesfalls total blöd wie anfangs spontan vermutet. Nein, sie sind einfach nur skrupellose Geschäftsläute die sich ihrer Rendite absolut sicher sind, weil das Risiko bereitwillig andere für sie übernehmen.
Aber muss das sein?
KOMMENTAR von Werner Albrecht:
Warum hast du den Samen nicht verschenkt? Ich hätte ihn gerne genommen. Grüße Werner
Kommentar Werner Albrecht:
Warum hast du den Samen nicht verschenkt? Ich hätte ihn gerne genommen. Grüße Werner